Sportlervorstellung: Tabea Ocker

Um die Spitzensportler unseres Vereins näher kennen lernen zu können, haben wir mit ihnen ein Interview durchgeführt und porträtieren sie hier. Dieses Interview wurde am 15.05.2020 mit Tabea Ocker geführt.

 

Name Tabea Ocker
Geburtstag  31.10.2000
Klasse Junioren 1
Beruf Studium 
Kaderstatus NK 1
Disziplin(en) Luftpistole, Sportpistole

 

Vom Seifenkistenrennen nach Klein-Welzheim

2011 beim Seifenkistenrennen. Der erste Schritt in Richtung Nationalkader

Alles begann bei Tabea Ocker als sie 11 Jahre alt war. Niemand aus ihrer Familie schießt bereits oder hat je einmal geschossen. Sie „war quasi die Erste“. Bei einem Seifenkistenrennen gab es einen Stand bei dem man mit dem Lichtgewehr schießen konnte. Als Preis gab es gemeinsames Training mit Narima Nagengast, ehemalige deutsche Meisterin, zu gewinnen. Tabea Ocker gewann dieses Training und blieb dann dem Schießsport treu. In ihrem Heimatverein wurde nur das Schießen mit der Pistole angeboten und so war auch ihre Disziplin entschieden. 2017 schoss sie nur die Wettkämpfe für Klein-Welzheim, verschrieb sich aber im Folgejahr ganz dem Verein.

 

Plötzlich Kader

Tabea Ocker beim Seifenkistenrennen

Tabea Ocker erzählt mir, dass sie sich nie mit dem Thema Leistungssport oder Kader befasst habe. Alles war mehr oder weniger zufällig passiert und geschah Schlag auf Schlag. 2 Monate nach dem sie mit dem Training begann, wurde sie 2012 zu einer Kadersichtung geschickt. Dort haben die Landestrainer die Möglichkeit nach neuen Talenten zu suchen und diese gegebenenfalls in den Kader aufzunehmen. Auf Anhieb schaffte es Tabea Ocker sich in den Landeskader zu qualifizieren und hat dann „einfach mitgemacht“, wie sie selber sagt. Ein bisschen stolz erzählt sie mir, dass sie 2013 auf der Deutschen Meisterschaft in München ihre erste Einzelmedaille gewann. Aber zeitgleich hat sie auch die Schattenseiten des Leistungssports erblicken müssen. Je mehr und intensiver sie trainierte, desto weniger Zeit blieb ihr für andere, liebgewonnene Hobbies. So entschied sie sich gegen das Turnen und die Seifenkistenrennen. 2018 wechselte sie dann in den Nationalkader. 

Vizeuropameister 

Für den Ausgleich: Gardetanz

Ausgleich neben dem zeitintensiven Schießtraining ist auch Tabea Ocker wichtig. Sie fährt aktuell viel und gerne Fahrrad und tanzt. Genauer gesagt macht sie Gardetanz. Zu finden ist sie selten beim Karneval, dafür aber bei Turnieren mit ihrem Team. Erfolge durfte sie bisher nicht nur beim Schießen feiern, denn 2012 ist ihr Team Vizeeuropameister geworden. 

Spaß am Schießsport 

„Tabea, was sind deine Träume und Ziele in der nächsten Zeit?“, fragte ich sie. Zunächst möchte sie für die verschobene KK EM in Kroatien im Herbst wieder in Form sein und möchte dann auch an ihre Trainingsleistungen abknüpfen können. Auf lange Sicht wünscht sie sich einen Übergang in die Nationalmannschaft. Zum Schluss betont sie etwas, was ihr sehr wichtig ist. Egal, was in ihrer Laufbahn noch passiert, sie möchte nie den Spaß an diesem Sport verlieren. 

„Mit Heiko haben wir ein echtes Glückslos“

Ich wollte von Tabea Ocker wissen, was sie sich aktuell wünscht, egal ob die Antwort sportlicher oder anderer Natur sei. Sie entscheid sich für den Sport. Sie erzählt mir, dass sie es nicht gut heißt, dass es so viele und teilweise eklatante Unterschiede zwischen den Regionen und sogar den Landesverbänden gibt. „Mit Heiko haben wir ein echtes Glückslos“ sagt sie und verweist auf Heiko Dörrs Tätigkeiten, die auch weit über den Verein hinaus gehen. Mit das größte Problem sieht sie dabei, dass die Landestrainer teilweise unterschiedlicher nicht sein können. Es macht für sie einen großen Unterschied, ob der Trainer es hauptberuflich oder zum Beispiel nur in seiner Freizeit Sportler trainiert. Denn so könne man „keine einheitliche Grundlage zwischen den Verbänden schaffen“. Auch gibt sie zu bedenken, dass mit hauptberuflichen Trainern der Einstieg in den Nationalkader verbessert werden könne und auch die Förderung und Unterstützung im Landeskader besser sei. 

„Die Konkurrenz war zu stark“

v.l.: Andrea Heckner, Tabea Ocker, Vanessa Seeger

Glücklich und zufrieden erzählt mir Tabea Ocker von ihren schönsten und wichtigsten Wettkämpfen. Zuerst berichtet sie von dem Junioren Weltcup 2019 in Suhl. Sie konnte alles aus dem Training gut umsetzen und schoss sogar persönliche Bestleistung. Leider wurde dies aber nicht mit einer Medaille belohnt, denn die Konkurrenz war sehr stark. „Zu stark“, nach eigenen Angaben. Grund zur Freude gab es allerdings mit der Mannschaft. Gemeinsam mit „dem tollen Team“, wie sie selber sagt, um Vanessa Seeger und Andrea Heckner, sicherten sie sich den 2. Platz.  Auch 2020 hielt bereits Erfolge für Tabea Ocker bereit. Bei der EM im Februar in Polen schoss sie gemeinsam mit Natalie Köhler und Vanessa Seeger im Team und das Mädchentrio sicherte sich in einem spannenden Wettkampf die Bronzemedaille. Die Französinnen, gegen die sie geschossen haben, hatten mehrere Chancen das Match für sich zu besiegeln, taten es aber nicht. Tabea Ocker berichtet, dass sie nur schwer in den Wettkampf gefunden aber nie aufgegeben habe. Somit konnten die drei das Blatt noch wenden und brachten Bronze mit nach Hause. 

Selbstreflektion und Willensstärke

Tabea Ocker weiß, dass sie noch kein Wundermittel gegen alle möglichen Eventualitäten im Wettkampf hat. Allerdings weiß sie auch genau, wo ihre Stärken im Wettkampf sind. Wie auch bei der EM schon erwähnt, gibt sie nicht auf und versucht es immer weiter.  Das alles macht sie im Wettkampf aus und kombiniert dies mit guter Selbstreflektion. Im Wettkampf fragt sie sich „Warum ist das passiert?“ oder „Was kann ich machen?“ So kann sie dem Problem auf den Grund gehen und alleine oder mit Trainerunterstützung nach einer Lösung suchen. Zudem beschreibt sie sich als sehr zuverlässigen Menschen und weist lachend auf ihren hohen Trainingsfleiß hin. 

100 Stunden Sport Challenge 

Um gegen Motivationslöcher zu arbeiten, hat Tabea Ocker am liebsten eine Routine oder einen festen Tagesablauf. Dies sähe zum Beispiel so aus, dass immer dienstags von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr Luftpistolentraining sei. So weiß sie, dass sie diese Zeit nicht verplanen kann um zum Beispiel ins Kino zu gehen. Auch ein abwechslungsreiches Training hilft ihr, immer motiviert und bei der Sache zu sein. Kleinere Wettkämpfe untereinander begrüßt sie und berichtet mir von der „100 Stunden Sport Challenge“ im Nationalkader. Der Kader wurde hierfür in zwei Hälften geteilt und das Team, welches als erste 100 Stunden Sport gemacht hat, gewinnt.  Sie erzählt mir auch, dass es sehr hilfreich sei, wenn man immer ein Ziel vor den Augen hat und es nie verliert. So kann man sich immer dran erinnern, weshalb man etwas tut und wofür es wert ist. 

Selbstdisziplin

Um an teilweise unangenehme oder unbequeme Aufgaben und Probleme heran zu gehen, empfiehlt Tabea Ocker eine To-Do-Liste zu schreiben. Bevor nicht alle Punkte abgearbeitet worden sind, mache sie nichts anderes. „Das ist eine gute Chance, sich selbst zu disziplinieren“, sagt sie. Auch die Frage: „Wo will ich hin?“, hilft ihr. So ist es einfacher einen Weg zum Ziel zu finden. Die verschiedenen Möglichkeiten um dahin zu kommen, kann man nun gegeneinander abwägen und die am besten zu sich passende Lösung heraussuchen. 

Tabea Ocker bei der Qualifikation zur EM 2020

Wir danken Tabea Ocker für das schöne und nette Gespräch und wünschen ihr weiter hin alles Gute und „Gut Schuss“.